Bad habits sind auch im Büro hartnäckig
Von den drei Arten schlechter Gewohnheiten im Büro sind nur die aufgabenorientierten mit überschaubarem Aufwand in den Griff zu kriegen. Wesentlich langwieriger ist hingegen jenen bad habits beizukommen, die wir auch privat praktizieren bzw. die das Interagieren mit KollegInnen, MitarbeiterInnen und Vorgesetzten beeinflussen. Oder anders gesagt: sich abzugewöhnen, bei jedem hereinkommenden Email sofort alles andere liegen und stehen zu lassen, ist einfacher, als auf Schokolade oder Kartoffelchips zwischendurch zu verzichten oder klipp und klar Nein zu sagen, wenn man im Büro immer wieder mit Arbeit zugeschüttet wird.
Das sind die wichtigsten Erkenntnisse einer neuen Studie aus Deutschland, die darlegt, wo, wie und warum wir diese Dinge leichter oder eben schwerer loswerden können. Bei aufgabenorientierten schlechten Gewohnheiten, so die ForscherInnen aus Mannheim und Trier, erkennen wir recht klar, welcher Hebel gedrückt werden muss, um besser zu werden: mit konkreten To dos und laufender Selbstbeobachtung täglich von früh bis spät zwei Monate lang. Bei allen anderen bad habits würden Tipps & Tricks allein allerdings nicht ausreichen.
Sonnentag/Wehrt/Weyers/Law, „Conquering Unwanted Habits at the Workplace: Day-Level Processes and Longer Term Change in Habit Strength”, in: Journal of Applied Psychology, 2022, Vol. 107, Nr. 5, 831 – 853.
Aus der Praxis:
Das möchte ich gern bestätigen: a) je mehr wir auch außerhalb des Büros einer schlechten Gewohnheit frönen, desto eher kann nur Coaching oder bei intensiven Fällen auch Psychotherapie Abhlfe schaffen. B) Je mehr wir im Umgang mit anderen Personen bad habits an den Tag legen, desto komplexer die Situation und desto länger muss reflektiert und gezielt in den Sitzungen gearbeitet werden. Dazu kommt: oft bringt das Ablegen schlechter Gewohnheiten auch soziale Nachteile mit sich. Wer etwa nicht Nein sagen kann, wenn einem das Team mehr und mehr Projekte aufhalst, gilt vordergründig betrachtet als fleißig, hilfsbereit und belastbar. Und wer möchte einen solchen Ruf gern aufs Spiel setzen?
Doch genau dann geht es ins Eingemachte – wenn wir erörtern, dass jede Gewohnheit letztlich immer schlecht ist, wenn andere mehr Vorteile daraus haben als man selbst.