Corona-Ängste steigen bei neuen Bedrohungen
Kommunikation von Szenarien aktuell unerläßlich
Bedrohungen, die konstant bleiben, verlieren an Dramatik. Deshalb jagt uns die Pandemie als solches weniger Angst ein als zu Beginn – wir haben uns daran gewöhnt. Verändert die Pandemie allerdings das Tempo ihrer Ausbreitung, dann macht uns das emotional besonders zu schaffen und beeinträchtigt in weiterer Folge auch unsere Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz. Das sind die Ergebnisse einer Studie, die ein internationales Forscherteam an der University of Oklahama dieser Tage veröffentlicht hat. Übertragen auf die aktuellen neuen Stressoren heißt das: Die derzeit grassierenden neuen Mutationen des Virus, die schleppende Umsetzung der Impfstrategie im Land und die damit einhergehende weiterhin schwierige Planbarkeit der wirtschaftlichen Situation steigern Ängste noch einmal und führen an Tagen nach einschlägigen bad news zu stärkerer emotionaler Erschöpfung und geringerem Engagement bei MitarbeiterInnen. Die ForscherInnen empfehlen daher Führungskräften in Politik und Wirtschaft, in ihrer Kommunikation weniger die Pandemie im allgemeinen, als primär die neuen Stressoren zu adressieren.
“Anxiety Responses to the Unfolding COVID-19 Crisis: Patterns of Change in the Experience of Prolonged Exposure to Stressors”, Fu/Greco/Lennard/Dimotakis, in: Journal of Applied Psychology, 2021, Vol. 106, No. 1, 48–61
Aus der Praxis:
Kommunikationstechnisch gibt es für mich nur einen Weg, um mit Unplanbarkeiten seriös umzugehen UND gleichzeitig den verständlichen Ängsten von Betroffenen auf Augenhöhe entgegenzutreten: das Aufzeigen von Szenarien. Die beste Erfahrung haben meine KlientInnen beim Kommunizieren von drei unterschiedlicher Szenarien – denn zwei sind meist unrealistisch und vier schon wieder unübersichtlich. Was das Szenario ausmacht, wie bzw. warum es dazu kommen kann und vor allem was dann wer zu tun hat – das sind die Ingredienzien von professioneller Kommunikation in Szenarien, die diffuse Unklarheit berechenbarer macht. Einzige Voraussetzung: Sie als Führungskraft müssen willig sein, sich an die jeweils skizzierten Handlungsoptionen der drei Szenarien zu halten. Wer sich als EntscheidungsträgerIn nicht binden, sondern sich eine Hintertüre offenlassen will, geht daher in die komplett andere Richtung: zu ad hoc-Management und ad-hoc-Kommunikation. Ad hoc aber verstärkt Ängste – das sagt einem nicht nur der Hausverstand, sondern nun auch indirekt diese neue Studie.