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Deutsch fördert indirekt Vorurteile gegenüber Frauen

Erstmaliger Vergleich von 45 Sprachen beweist Bedeutung des Genderns

 

 

Vorurteile gegenüber Frauen gibt es überall auf der Welt. Doch sie sind signifikant stärker dort, wo die Sprache zwischen Männern und Frauen differenziert – unabhängig von wirtschaftlichem Wohlstand, Religiosität oder einer zahlenmäßigen Ungleichheit zwischen den Geschlechtern in der jeweiligen Kultur. Das stellte eine soeben veröffentlichte Studie fest, in der erstmals 45 Sprachen repräsentativ für mehr als 50% der Weltbevölkerung dahingehend miteinander verglichen wurden. Die wesentliche Erkenntnis dabei: männliche Begriffe (zB Worte mit männlichem Artikel) werden in Sprachen, die das zulassen, einfach positiver kontextualisiert und häufiger als weibliche erwähnt – „frau“ hat da von vonherein weniger Chancen. Am auffälligsten ist das beim Französischen oder Russischen, Deutsch liegt unter den geschlechtsdifferenzierenden Sprachen im Mittelfeld.

„How language shape prejudice against women: An examination across 45 world languages.“ DeFranza/Mishra/Mishra in: „Journal of Personality and Social Psychology“, 119 (1), S. 7-22.

 

Aus der Praxis:

Sprache prägt Kultur, und Kultur prägt Sprache. Im männerbetonenden Deutschen alles beizubehalten, konterkariert also die Gleichwertigkeit von Mann und Frau. Dabei erleben meiner Beobachtung nach viele die Strategie der Sichtbarmachung – „in“ und „innen“ überall dranzuhängen – als mühsam und manchmal auch lächerlich (zB wenn aus dem sächlichen „Mitglied“ auf einmal „Mitgliederin“ wird). Die andere Strategie, die der Neutralisierung, erfordert dafür mehr Kreativität: aus Mannschaft wird dann Team und aus GeschäftsführerInnen die Geschäftsleitung.

Trotzdem sehe ich hier keine Alternative: Wer sich beharrlich dagegen wehrt, die Hälfte der Bevölkerung in seiner/ihrer Sprache unterzubringen, unterstützt ein traditionelles Gesellschaftsbild. Ich empfehle daher immer zu mischen: „in“ und „innen“ dort, wo es leicht geht, ansonsten aber nach neutralen Worten zu suchen – so finde ich „Studierende“ noch einmal besser als „StudentInnen“. Und: Streichen Sie doch bitte sofort das Wort „man“ aus Ihrem Wortschatz. Sie tun damit nicht nur der Gleichwertigkeit der Geschlechter etwas Gutes, sondern machen Ihre Sprache auch klarer und präziser. Denn „man“ ist in Wirklichkeit niemand.

 

 

 

 

 

 

 

 

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