Diskussionen: Nicht Verlieren wichtiger als Kämpfen
Erfolgschancen sagen Verteidigungsstrategien voraus
Egal wie mühsam das Argumentieren auch sein mag: DiskutantInnen gehen dann in die Offensive und verteidigen ihren angegriffenen Standpunkt, wenn sie glauben, sie könnten den Punkt für sich machen. Haben sie dieses Gefühl nicht, dann verzichten die meisten gleich ganz darauf, den anderen überzeugen zu wollen und begnügen sich darauf, nicht zu verlieren. Beliebteste Verteidigungsstrategien dabei: Dem gegnerischen Argument ganz auszuweichen oder den eigenen Standpunkt zu relativieren („Das ist eine Ausnahme“, „Das ist eigentlich nicht so wichtig“) und unangreifbar („Das ist letztlich Geschmacksache“) zu machen.
Das ergibt jedenfalls eine gerade online gestellte Studie aus Yale. Auf Basis dessen, meinen die ForscherInnen, ließe sich professionelles Argumentieren besser antizipieren.
Counter-Argument Self-Efficacy Predicts Choice of Belief-Defense Strategies. Goldberg/Carmichael/Hardin, In. European Journal of Social Psychology., 2019.
Aus der Praxis:
Die Studie paßt, aber die Kernfrage ist doch: was muß man berücksichtigen und wie muß man sich vorbereiten, um erfolgreich in die Offensive gehen zu können?
1. Sie müssen hohe Motivation mitbringen, denn ohne sie wird Ihr Engagement in der Diskussion überschaubar sein. 2. Sie müssen wissen, mit welchen Fakten und Beispielen Sie Ihren Standpunkt verteidigen. Am besten Sie beweisen die Relevanz Ihrer Argumentation, indem Sie klarmachen, wieviele und wer aller betroffen ist. 3. Sie sollten antizipieren, wie Ihr/e Diskussions- oder GesprächspartnerIn reagieren wird und idealerweise proaktiv damit umgehen. Lassen Sie niemanden davonkommen, wenn es wirklich um etwas geht – das Publikum vor den Bildschirmen, in den Veranstaltungssälen oder am Stammtisch merkt sich das und wird es Ihnen nicht positiv auslegen.
Umgekehrt wissen Sie ab jetzt umso mehr: Wer Ihren Standpunkt zu relativieren oder unangreifbar zu machen versucht, fühlt sich unterlegen und weiß sonst nichts mehr dazu zu sagen.