9 Ethik-Regeln für coachende Führungskräfte
Fazit: Mehr Unterstützung oder Finger weg
Nicht 10 Gebote, sondern 9 Regeln beinhaltet der neue Code of Ethics für Führungskräfte als Coaches, den australische ForscherInnen basierend auf einer Umfrage unter 580 ManagerInnen soeben vorgestellt haben: 1. Definieren und kommunizieren Sie die Art des Coachings in Ihrer Organisation, 2. Seien Sie transparent bzgl. möglicher Interessenskonflikte, 3. Vereinbaren Sie den Grad der Vertraulichkeit mit dem Coachee, 4. Setzen Sie Ihre Macht als Coach verantwortungsbewußt ein, 5. Stellen Sie die Teilnahme am Coaching frei, 6. Bleiben Sie immer innerhalb professioneller Grenzen 7. Stellen Sie klar, welchen Grad an Empowerment Sie erreichen wollen und wann daher der Coachee das Coaching beenden wird, 8. Vermeiden Sie Abhängigkeit(en), 9. Behandeln Sie alle MitarbeiterInnen gleich – egal ob sie Ihre Coachees waren oder nicht. Außerdem: ManagerInnen, die als Coaches aktiv sind, werden zu oft allein gelassen. Mehr Supervision und Schulungen täten not, die WissenschaftlerInnen meinen allerdings, dass es viel mehr ethischen Rahmen als noch mehr handwerkliche Skills bräuchte.
Milner/Milner/McCarthy/Veiga, „Leaders as Coaches: Towards a Code of Ethics“, in: The Journal of Applied Behavioral Science. 1-25, 2022.
Aus der Praxis:
Ich hatte immer schon Bedenken gegen coachende Führungskräfte. Ich halte nämlich den Interessenskonflikt zwischen dem Vorgesetzten, der die Interessen der Organisation vorantreiben muss, und dem Coach, für den die Interessen des Coachees im Mittelpunkt stehen, für nahezu unüberwindbar, zB wenn letzterer unbedingt weg will, die Firma ihn oder sie aber unter allen Umständen halten will oder muss. Wie soll der Vorgesetzte in der Rolle des Coachs sich hier professionell verhalten? Dazu kommt – und das sage ich nach 23 Jahren als externer Coach – dass wirkungsvolles Coaching rein schon aus Zeitgründen nicht von Führungskräften ausgeübt werden kann: Es sind jedenfalls 10 Stunden pro Coachee, um effektiv zu sein. Woran ich aber sehr glaube: dass Chefs und Chefinnen hin und wieder Coaching-Techniken anwenden wie zB MitarbeiterInnen Schritt für Schritt zum gewünschten Ergebnis zu führen und nicht nur Ziele formulieren und sich nur graduell darum zu kümmern, ob und wie der/die Einzelne dorthin kommt.
Ein Code of Ethics ist dennoch eine wesentliche Bereicherung der Szene. Gratulation!