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Erfahrung ist nicht gleich Expertise

Hierarchie hilft Gruppen bei Entscheidungen und Performance

 

 

 

Es ist nicht egal, ob in einer Gruppe „nur“ gleichrangige Mitglieder sitzen oder ob es mittendrin auch eine/n Verantwortliche/n gibt – zumindest, was die Qualität von Entscheidungen bzw. die Leistung besagter Gruppe anbelangt.

Das stellt eine aktuelle amerikanisch-australische Studie eindrücklich fest: Egalitäre Gruppen lassen sich nämlich in ihrer Entscheidungsfindung recht rasch durch Erfahrung, die der eine oder andere unter ihnen mitbringt, beeinflussen und übersehen dabei immer wieder, dass Erfahrung = Kennen nicht automatisch Expertise = Können bedeutet. Sind aber Vorgesetzte, ProjektleiterInnen oder BeraterInnen – also Personen, die hierarchisch aus der Reihe tanzen – ebenfalls Teil der Gruppe, ändert sich das Bild schlagartig: 1. Im Wettbewerb um mögliche Anerkennung oder Belohnung treten nun die wahren ExpertInnen viel schneller und eindeutiger hervor und 2. können diese Verantwortlichen die Gruppe in deren Interesse in Richtung bessere Entscheidungen steuern. Eine höhere Performance ist mittelfristig die Folge.

Bonner/Soderberg/Meikle/Overbeck, “The Effects of Experience, Expertise, Reward Power. And Decision Power in Groups”, in: Group Dynamics: Theory, Research and Practice, 2022, vol. 26, Nr. 4, 309 – 321.

Aus der Praxis:

Auch wenn für viele von uns der egalitäre Ansatz per se sympathischer sein mag als jede Art von Hierarchie: Basisdemokratie führt öfter als gedacht nicht zu mehr Qualität in Entscheidungen, sondern „nur“ zum kleinsten gemeinsamen Nenner – weil sich das gleichrangige Kollektiv gegenseitig behindert und häufig als Entscheidungsgrundlage das Kennen dem Können vorzieht. Unmoderierte Workshops etwa oder Sitzungen ohne Letztverantwortlichen dauern länger und haben seltener ein konkretes Ergebnis.

Und den zweiten Aspekt der Studie kann ich auch bestätigen: Nur weil jemand etwas jahrelang tut oder kennt, heißt das überhaupt nicht, dass er/sie seine Aufgaben professionell durchführt. Ich kenne diese Argumentation zur Genüge, gerade in meinem Metier. Da heißt es oft: er/sie hat schon so viele Präsentationen gehalten, er/sie kann das daher schon gut. Er/sie ist schon jahrzehntelang in Führungspositionen – er/sie braucht sicher keinen Coach. Nein! Wer in einem Umfeld ohne Korrektiv arbeitet, kann sich jahrelang auch mit Mittelmäßigkeit über Wasser halten. Und das ist in Zeiten wie diesen jedenfalls zu wenig.

 

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