Face-to-Face Kommunikation schlägt noch immer alles
Emails als Führungsinstrument nicht gefragt
60% der Kommunikation zwischen Führungskraft und MitarbeiterInnen ist Face-to-face-Kommunikation und ginge es nach dem Team könnte es noch mehr sein. Andere typische Kommunikationskanäle wie Telefon (26%) oder email (13%) liegen dagegen weit abgeschlagen zurück. Das ergab eine Umfrage unter 265 Angestellten in Deutschland und eine daraus abgeleitete Studie an den Universitäten Frankfurt und Leuven. Besonders dem email, das sich doch in der Zeit von 4.0 zu einem der Hauptkommunikationskanäle entwickelt hat, wird ein schlechtes Zeugnis ausgestellt: Führungskräfte, die email-by-management präferieren, ordnet man geringe Identifikation mit ihren MitareiterInnen zu, unterstellt ihnen, sie würden nicht gern Zeit mit ihren Teams verbringen und ergo dessen diese auch nicht wirklich wertschätzen.
Die ForscherInnen empfehlen daher Führungskräften sich sehr genau im klaren zu sein, wann Face-to-Face-Kommunikation unbedingt der Vorzug zu geben ist. Ist ein persönliches Treffen Vorgesetzter-MitarbeiterInnen gar nicht möglich, dann wäre allemal Video-Kommunikation, z.B. in Form von Webcasts noch immer besser als jedes email.
Emails from The Boss – Curse or Blessing? Relations between Communications Chnalles, Leader Evaluation and Employees Attitude. Braun/Bark/Kirchner/Stegmann/Van Dick. In International Journal of Business Communication, 2019, 56/1, 50-81.
Aus der Praxis:
Ja! Emails können mehr Schaden als Nutzen anrichten, wenn sie – vor allem im internen Gebrauch – falsch eingesetzt werden. In zwei Fällen sind emails sogar ganz besonders kontraproduktiv: 1. Wenn Sie Neues ankündigen und 2. Wenn es Probleme gibt. Weder da noch dort können Sie nämlich über die schriftliche Kommunikation die zu erwarteten Fragen, Kommentare oder Befindlichkeiten adäquat handeln, genauso wie umgekehrt auch Ihre Empfänger mangels sichtbarer Körpersprache gar nicht die Chance haben Ihre Motivation, Ihre Ziele, Ihr Ansinnen zu identifizieren. Missverständnisse und Rückschläge sind hier ohne Face-to-Face-Kommunikation vorprogrammiert. Oder anders gesagt: es würde unverhältnismäßig lang dauern, bis Sie alle Eventualitäten und alle zu berücksichtigenden Stimmungen sprachlich so in Ihr email eingebaut haben, um professionell und motivierend News verlautbart bzw. nachhaltig und wertschätzend Konflikte bereinigt zu haben
Alles zu seiner Zeit: Emails sind großartig, um sich selbst, Themen oder Termine in Erinnerung zu rufen, um geringfügige Veränderungen bei Projekten oder Entscheidungen festzuhalten oder um Unterlagen zu verschicken. Sonst sehr viel weniger.
Ich schließe mich den ForscherInnen zu 100% an: Achten Sie auf die Wahl Ihres Kommunikationskanals. Lieber einmal mehr als einmal weniger zu Ihren MitarbeiterInnen und KollegInnen gesprochen – persönlich digital, also über Webcast ist dabei eine sehr gute Lösung für dezentrale Organisationen, persönlich persönlich ist am Ende dann doch noch immer das Beste.