Freiräume nicht immer gewünscht
Je mehr Zeitdruck, desto autoritärer darf Hilfe daherkommen
Man sollte glauben, dass jene Vorgesetzten oder KollegInnen, die einem eine gewisse Autonomie im Ausführen von Maßnahmen lassen, am beliebtesten sind. Immerhin würde man ja dann am schnellsten lernen und sich weiterentwickeln können. Stimmt aber nicht. Es hängt vielmehr davon ab, wie sehr die auszuführenden Tätigkeiten unter Zeitdruck stattfinden müssen oder eben nicht. Das belegt jedenfalls eine neue israelische Studie. In ihr heißt es: Der positive Effekt von autonomiefördernden Hilfsmaßnahmen relativiert sich augenblicklich, wenn alles sehr rasch gehen muss. Dann empfindet es die Belegschaft mehrheitlich als vorteilhaft, im Stress einfach nur nachzumachen, was einem angeschafft wurde.
Chernyak-Hai/Heller/Tov-Nachlieli/Weiss-Sidi, “Give them a Fishing Rod, if it is not urgent: the impact of help type on support of helper´s Leadership”, in: Journal of Applied Psychology”, 2024, Vol. 109, No. 4, 551–572
Aus der Praxis:
Diese Erkenntnisse bestätigen, was die Leadership-Theorie anderweitig aufgezeigt hat: auch autoritäres Gehabe kann Vorteile haben, nämlich dann, wenn wir uns in der Krise befinden. Es gibt deshalb auch keine immer und allzeit gültige optimale Leadership-Formel. Und das erfordert wiederum einige Flexibilität von den Verantwortlichen: wer sich daher nicht von Fall zu Fall überlegt, welche Art der Unterstützung jetzt gerade für den/die MitarbeiterIn tatsächlich hilfreich ist, wird öfter als nötig Schiffbruch erleiden und bei Hilfsmaßnahmen entweder Fehlleistungen oder Abwehr ernten.