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Mit Proaktivität und Kooperation erreicht Expertise auch forschungsferne Gruppen

Vorsicht im Umgang mit dem „Offenheits-Paradoxon“

 

 

Wollen WissenschaftlerInnen forschungsferne Zielgruppen erreichen, müssen sie mehr beachten als sonst: a) proaktiv auf die Leute zugehen und  b) sich Kooperationspartner suchen, die bereits Vertrauen in diesen Gruppierungen genießen – das können Institutionen sein, die sowieso bereits dort aktiv sind oder auch MeinungsführerInnen innerhalb der Gruppe, die helfen, Ängste vor der Wissenschaft und ihren Inhalten zu überwinden. Darüber hinaus weist ein gerade im Sommer erschienener Artikel des Departments für Wissenschaftskommunikation am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gerade bei forschungsfernen Zielgruppen auf das sogenannte „Offenheits-Paradoxon“ hin: Gutgemeinte Kommunikationsangebote der WissenschaftlerInnen, zB. zwischen mehreren Informationspaketen aussuchen oder ständig fragen und kommentieren zu können, gehen bei Menschen, die derartiges kulturell nicht gewohnt sind, häufig ins Leere. Ansonsten gilt aber dasselbe wie bei allen anderen Laien: WissenschaftlerInnen müssen a) zuhören, b) den Zugang zur Information erleichtern, c) relevant für den Alltag sein und d) langfristig kommunizieren und nicht nur punktuell.

Humm, C/Schrögel, Ph., „Science for ALL? Practical Recommendations on Reaching Underserved Audiences”, in Frontiers in Communication, 7.7.2020, https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fcomm.2020.00042/full

 

 

 

Aus der Praxis:

Spätestens seit Corona gibt es einen verstärkten Druck auf ForscherInnen, besonders der naturwissenschaftlichen Fächer, sich gegenüber Laien einfach, plakativ und trotzdem fundiert auszudrücken. Damit einhergehend spüre ich unter meinen diversen KlientInnen von Universitäten bzw. Forschungsinstituten eine interessante Mischung aus Hurra-Stimmung – bei den ÖffentlichkeitsarbeiterInnen („Endlich!“) sowie jenen, die bereits positive Erfahrungen vor dem Mikrophon gemacht haben („Ich kann´s schon!“) – und einem Widerstreit zwischen Intellekt („Es läßt sich nicht ändern: Jetzt müssen wir eben auch lernen in Schlagzeilen zu sprechen“) und emotionaler Abwehrhaltung („Aber eigentlich kann und will ich das gar nicht.“) bei jenen, die sich schwertun.

Für mich sind hier WissenschaftlerInnen in vielen Belangen eine ähnliche Klientel wie andere fakten- und datenlastige Berufe: RechtsanwältInnen, WirtschaftsprüferInnen oder TechnikerInnen. Die Scheu vor nicht-fachgerechter Sprache läßt sich aber gut auflösen, denn auch in der Kommunikation gibt es Erfolgsfaktoren, mit denen man da wie dort vertraut ist: Zielsetzung und Struktur. Und die Empathie für´s Vis-a-vis entwickeln wir immer gemeinsam.

 

 

 

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