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Passt der Ton zum Bild, präsentiert es sich leichter

Oder wie Akustik die Wiedergabe beeinflußt

 

Geräusche aus der Umgebung beeinflussen unser Sprechen in sehr unterschiedlicher Weise: Passt der Ton 1:1 zum Bild, das man gerade sieht, dann kann der Mensch damit am besten umgehen und artikuliert prompt die richtige Bild-Bezeichnung. Passt der Ton überhaupt nicht zum Bild, ist eine deutliche Verzögerung bei der richtigen Benennung des Bildes meßbar – der nicht korrespondierende Ton wirkt sichtlich irritierend. Am störendsten für die rasche Benennung von Bildern ist aber, wenn es dazu Töne gibt, die nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig sind. Das konkrete Beispiel aus einem vierstufigen Experiment der Universität Leipzig: Hören Sie ein Wiehern im Hintergrund und sehen Sie dazu das Bild eines Pferds, dann kommt Ihnen das Wort Pferd besonders schnell über die Lippen. Hören Sie hingegen Trommelgeräusche, während das Bild eines Pferdes sichtbar wird, dann dauert es etwas länger, bis Sie das Wort Pferd aussprechen können. Ganz offensichtlich verzögert die Ablenkung durch Geräusche, die so gar nicht zum Bild passen, den Prozess der Artikulation. Doch am längsten dauert es, das Wort Pferd zu sagen, wenn Sie davor z.B. Bellen gehört haben, das – so wie das Wiehern – in die Kategorie der Tierlaute gehört.

Die Erklärung der WissenschaftlerInnen: im Kopf entsteht ein Wettstreit zwischen den akustischen Eindrücken, die sehr nahe beieinander liegen: Bellen und Wiehern. Das Austragen dieses Streits, bis das Wiehern sich als das richtige, das dominante durchgesetzt hat, dauert nachweislich länger als der Wettstreit zwischen Trommeln und Wiehern, weil hier das Gehirn durch den deutlichen Kontrast viel schneller erkennt, was richtig ist.

Neighing, Barking and Drumming Horses – Object Related Sounds help and hinder Picture Naming, Mägdebach/Wölner/Kieseler/Jescheniak, Journals fo Experimental Psychology: Human Perception and Performance, 2017, vol. 43, Nr. 9, 1629-1646.

Aus der Praxis:

Die Resultate des Experiments bestätigen all jene, die so wie ich schon immer gegen die Powerpointitis der Businesswelt gewettert haben und förmlich körperlich leiden, wenn Powerpoint Charts überladen sind und dadurch schlicht und einfach falsch eingesetzt werden. Was heißt das konkret? Wer als ReferentIn viel Text an die Wand wirft und dazu irgendetwas sagt, was dem Geschriebenen zwar nahekommt, aber eben – gut gemeint – doch ganz anders vom Wording ist, irritiert hochgradig. Zunächst sich selbst, weil der regelmäßige Blick zur Wand oder auf den Laptop letztlich gar nicht hilft, wenn Sie dann was anderes sprechen, als zu lesen ist. Und es irritiert besonders das Publikum, das mit Aug und Ohr ständig zwischen zwei Informationsquellen bezieht, die sich eben nur ähneln, hin- und herpendelt und am Ende von beiden nur ein Minimum versteht und mitnimmt. Kurz gesagt: das Powerpoint-Chart darf nie der Konkurrent des/r ReferentIn sein!

Die Konsequenz daraus: Schreiben Sie nur sehr wenig aufs Chart und sprechen Sie, was zu lesen ist, dann auch 1:1 aus, bevor Sie dann ergänzen, erläutern, ausschmücken, Details – aber eben nur auf der Tonspur – bringen wollen. Alternative: Sie nehmen ein großes Bild aufs Chart, stellen dann direkt zum Bild Bezug her und führen anschließend aus bzw. extemporieren nach Herzenslust.

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