Proaktivität wird am meisten belohnt
Incentives zur Identifikation zukünftiger Führungskräfte weniger geeignet
Verbesserungsvorschläge führen nur dann zu besonderer Anerkennung und interessanten Karriereangeboten, wenn sie proaktiv eingebracht werden. Kommen genau dieselben Vorschläge schriftlich oder mündlich über von der Organisation oder den Vorgesetzten durchgeführte Incentives, so sind Führungskräfte mit Lob und Unterstützung deutlich zurückhaltender. Denn müssen MitarbeiterInnen erst explizit zum Mitdenken eingeladen oder aufgefordert werden, dann könne es wohl mit der intrinsischen Motivation nicht weit her sein. Und nur diese überzeugt letztlich, wenn es darum geht, die Führungskräfte der Zukunft im Betrieb, am Institut oder in der Partei auszuwählen.
Das sind jedenfalls die Ergebnisse einer rezenten interkulturellen Studie, die in den USA und Indien durchgeführt wurde. Die ForscherInnen weisen darauf hin, dass Incentives nach wie vor ein großartiges Instrument zur Einbindung von MitarbeiterInnen sind. Chefinnen und Chefs in spe erkenne man aber viel eher daran, dass sie sich auch ohne Incentive proaktiv melden.
Park/Tangirala/Hussain/Ekkirala: „How and When Managers Rewards Employee´s Voice: The Role of Proactivity Attributions”, In: Journal of Applied Psychology, 2022, vol. 107, Nr. 12, 2269-2284.
Aus der Praxis:
Ist es nicht auch außerhalb des Berufs so? Wer sich proaktiv – also ohne äußeren Anlaß, einfach zwischendurch – rührt, anruft, schreibt, wird viel eher unter die echten FreundInnen oder wahrhaft interessierten Familienmitglieder gereiht, als jene, die selbiges nur tun, wenn Sie Geburtstag haben oder eben Feiertage bevorstehen.
Wieder halte ich ein Plädoyer für Proaktivität: sich von selbst zu rühren und nicht erst darauf zu warten, dass man gefragt wird, hat überdurchschnittlich mehr Vor- als Nachteile.
Dann, wenn Sie von sich aus informieren, dass Aufgaben nicht vereinbarungsgemäß abgewickelt werden können, wenn Sie auf beobachtete Unregelmäßigkeiten oder Defizite aufmerksam machen oder eben wenn Sie mit Ideen aufwarten, ohne dafür einen Stupser zu brauchen. Diese Art der Proaktivität zeugt von Verantwortung, von echtem Interesse und der Fähigkeit zu unternehmerischem Denken.
Und keine Sorge: Auch Schüchterne unter Ihnen können proaktives Verhalten lernen!