Risiko Online-Meetings
Analog immer, wenn Beziehungen wichtig sind
Online Meetings in Permanenz sind ein veritables Führungsrisiko: zum einen für den Gemeinschaftsgeist – wer die anderen am virtuellen Tisch immer nur zweidimensional wahrnimmt, kann auch beim besten Willen kein tieferes Verständnis für sie entwickeln. Im Gegenteil: Klischees und Vorurteile sind rasch zur Hand und können erst dann wieder abgebaut werden, wenn man einander analog trifft. Denn nur analoge Meetings geben jeder/m von uns die Chance, die KollegInnen mit allen fünf Sinnen zu erfassen und dadurch einfach schneller und besser kennenzulernen und deren Aussagen und Verhalten richtig(er) zu interpretieren. Ohne Gemeinschaftsgeist aber gestalten sich Meetings – siehe meinen Blog im Juni – zu einer zähen Angelegenheit, die Führung unnötig erschwert.
Die ForscherInnen aus den USA empfehlen daher allen Führungskräften: gehen Sie unbedingt raus aus dem Online-Modus und laden Sie zu persönlichen Sitzungen, wenn Beziehungen wichtig sind.
Blanchard/McBride/Allen, „Perceiving Meetings as Groups: How Entitativity Links Meeting Characteristics to Meeting Success”, in: Psychology of Leaders and Leadership”, 2022, vol. 25, nr. 2, 90 – 113.
Aus der Praxis:
Online-Meetings haben viele Vorteile, aber dass mit ihnen à la longue auch Teams auseinanderfallen können, ist mittlerweile auch Fakt.
Wenn Sie als Führungskräfte bzw. SitzungsleiterInnen das verhindern wollen, dann orientieren Sie sich bitte an folgender Checklist: 1. Geben Sie allen im Call die Chance einander besser kennenzulernen – nicht durchlangatmige ewig gleichartig Vorstellungsrunden, sondern indem Sie jede/n bitten, Vorschläge besser zu erläutern als gewohnt, indem Sie die Mimik und Gestik der SitzungsteilnehmerInnen genauer beobachten als analog und auffallende Signale proaktiv ansprechen oder indem Sie die Leute regelmäßig auffordern, auch einander Fragen zu stellen. 2. Sorgen Sie dafür, dass regelmäßig über Gemeinsames gesprochen wird – über gemeinsame Ziele, gemeinsame Sorgen, gemeinsame Lösungen. Auch das verbindet mehr, als Sie vielleicht denken, und überwindet online die virtuelle Kluft, die automatisch über den Bildschirm entsteht.