Sagt er oder sie “Sorry”?
Entschuldigungen gegen das Klischee wirkungsvoller
Entschuldigungen sind dann besonders glaubhaft, wenn weder Frauen noch Männer geschlechtsspezifisch stereotype Formulierungen finden. Oder umgekehrt gesagt: Frauen, die ihr Fehlverhalten erläutern und konkret Schritte zur Wiedergutmachung vorschlagen (agentic behavior), bzw. Männern, die ihre Wertschätzung ausdrücken und explizit um Verzeihung bitten (communal behavior), wird eher vergeben. Gegen das Klischee ist die Devise bzw. die Formel zum Entschuldigungs-Erfolg.
Warum? Weil das, was der Geschädigte sowieso annimmt, nicht überbetont, sondern im Gegenteil durch eine zusätzliche, unerwartete Kompetenz “gewinnbringend” komplettiert wird.
Soweit die jüngsten Erkenntnisse einer aktuellen US-amerikanischen Studie.
Polin/Doyle/Kim/Lewicki/Chawla, “Sorry to ask but…..How is Apology Effectioveness Dependent on Apology Content and Gender?”, in: Journal of Applied Psychology, 2024, vol. 109, Nr. 3, 339-361.
Aus der Praxis:
Auch bei Bewerbungen ist es oft ratsam, als Frau besonders von Entscheidungsstärke und Konfliktfähigkeit und als Mann besonders von Beziehungsfähigkeit und Teamorientierung zu sprechen, also Argumente gegen das geschlechtsspezifische Klischee vorzubringen.
Dass dieselbe Strategie auch bei Entschuldigungen wirkt, glaube ich sofort. Allerdings kommen auch hier noch einige andere wichtige Punkte hinzu, ohne die es da wie dort keine Glaubwürdigkeit geben kann: 1. Das Timing: Entschuldigen Sie sich raschest, 2. Die Körpersprache: Achten Sie auf den Blickkontakt, 3. Der Kanal: Tun Sie es lieber persönlich als schriftlich. 4. Die Wortwahl: Seien Sie authentisch!