Telefonieren behindert Exekution
Neue Erkenntnisse geben Singletasking Auftrieb
Wer telefoniert, reagiert verzögert. Besonders negativ betroffen ist dabei unsere Fähigkeit, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Im Detail heißt das: wir kommen mit Handy oder Hörer am Ohr bzw. Freisprechanlage zwar in Alarmbereitschaft und registrieren auch Orientierungssignale, es hapert aber beim Ausführen erfolgversprechender Maßnahmen. Denn während eines Telefonats ist die Anzahl der weitergeleiteten Informationen aus der Umgebung deutlich niedriger = dort, wo unser Gehirn darüber entscheidet, was für ein erfolgreiches To do wesentlich ist und was nicht, treffen nicht alle zur Verfügung stehenden Daten und Fakten rechtzeitig ein. Das wurde nun in einer britischen Studie anhand von 2 aufeinander aufbauenden Experimenten erstmals nachgewiesen. Damit erhalten bereits vorliegende frühere Erkenntnisse, wonach Multitasking jedenfalls bei anspruchsvolleren Aufgaben zu desaströsen Konsequenzen führen kann, zusätzlichen Auftrieb.
Die ForscherInnen bezogen sich in ihrer Arbeit vor allem auf die Verwendung von Mobiltelefonen während des Autofahrens.
Gunnell/Kunar/Richards/Watson, „Telephone conversations affect the Executive, but not the Alerting or Orienting Network”, in: Journal of the Experimental Psychology: Applied. 2022, vol. 28, nr. 2, 249-261.
Aus der Praxis:
Auch im Büro gibt es genug Situationen, wo es nicht ratsam ist gleichzeitig zu telefonieren: allen voran in Sitzungen oder während der Kontrolle von Arbeiten/Daten. Diese britische Studie zeigt: selbst wenn Sie mit dem Telefon am Ohr erkennen, dass Gefahr in Verzug ist und wo diese zu lokalisieren ist, können Sie nicht in der notwendigen und bekannten Qualität Gegenmaßnahmen einleiten. Oder anders gesagt: solange Sie nicht Ihr Telefonat unterbrechen, treffen Sie schneller falsche Entscheidungen, setzen inadäquate Reaktionen oder artikulieren nicht hilfreiche Botschaften gegenüber Ihren SitzungsteilnehmerInnen oder MitarbeiterInnen. Singletasking ist einfach nicht nur eine Frage der Höflichkeit, sondern der Sicherstellung besserer Ergebnisse in komplexen Aufgabenstellungen.
Nein, es ist kein alter Hut, es ist nach wie vor hochaktuell: No phone, wenn es wirklich darauf ankommt.