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TV-Kameras als Meinungsmacher?

Studie findet visuellen Bias in der Analyse von 5 Kanzler-Debatten

 

 

 

 

Wahre Neutralität in TV-Debatten von SpitzenpolitikerInnen müßte sich auch in der gleichartigen Behandlung durch die Kameras widerspiegeln. Gerade in einem visuellen Medium reichte es nicht, Gleichheit zwischen den KandidatInnen nur über die Redezeit oder völlig idente Fragen der ModeratorInnen herzustellen. Das jedenfalls ist die Conclusio einer neuen deutschen Studie, wonach es visuellen Bias in sämtlichen 5 TV-Debatten zwischen den jeweiligen KanzlerkandidatInnen 2002 – 2017 gegeben hat: CDU-PolitikerInnen wurden dabei im Schnitt durch deutlich mehr Kamerabewegung, Zoom-ins, oder Close-ups dynamischer dargestellt als ihre jeweiligen Konkurrenten von der SPD. Und einmal, 2009, führten besonders statische Bilder sogar dazu, die TV-Debatte zwischen Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier insgesamt als überaus langweilig abzuurteilen.

Die WissenschaftlerInnen empfehlen daher, den Möglichkeiten des visuellen Bias in derartigen Sendungen mehr Augenmerk zu schenken.

Maier/Glogger/Bast, „Is there a visual bias in televised debates? Evidence from Germany, 2002–2017“, in: Visual Communication, vol. 22, issue 2, May 2023, pp. 221-242.

Aus der Praxis:

PressesprecherInnen wissen mittlerweile längst, dass sie vor derartigen TV-Auftritten ihrer Schützlinge mit dem/r Sendungsverantwortlichen auch über die Kameraführung sprechen müssen. Doch kann man sich darauf verlassen? Meiner Meinung nach nur teilweise, weil in diesem Kontext eine 100%ige Gleichbehandlung wohl Illlusion bleiben wird. Natürlich können Kameraleute noch mehr angehalten werden, keine/n AkteurIn im Studio zu benachteiligen – allein: sie agieren ja nicht nur, sondern reagieren auch bzw. vor allem auf das, was vor ihren Augen passiert.

Es bleibt daher weiterhin auch in der Verantwortung des/r jeweiligen Spitzenpolitikers/in, selbständig für Dynamik innerhalb der Sendung zu sorgen: auf der nonverbalen Ebene ziehen auffallende Gesten bzw. das Präsentieren von Dingen, die mit den Inhalten in Verbindung stehen, Kameras immer auf sich. Auf der verbalen Ebene sorgen zB plakative Beispiele sowie direkter Dialog mit der/m ModeratorIn oder dem/m Kontrahenten für Lebendigkeit und eine persönliche Note, die vom Vis-a-vis völlig unabhängige Stehsätze nicht annähernd erreichen können.

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