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Verschwörungstheorien bei Rechtsextremisten am häufigsten

Fakten- und Erlebnis-Check gute, Verachtung schlechte Gegenstrategie

 

 

 

Verschwörungstheorien haben Hochsaison. Umso aktueller sind daher die Ergebnisse einer Metastudie, in der WissenschaftlerInnen der Universitäten Kent, Oxford und Miami die bisherige Literatur zum Thema Verschwörung evaluiert haben:

  1. Menschen neigen verstärkt zu Verschwörungstheorien, a) wenn sie nicht verstehen, was passiert ist, b) sich schwach und bedroht fühlen oder c) wenn sie sich als Mitglied einer Gruppe, die von anderen nicht in ihrer Bedeutung erkannt wird, sehen.
  2. Wer viele Vorurteile hat oder verwendet, ist auch anfällig für konspirative Ideen aller Art.
  3. Das Internet hat eine kleinere Rolle als gedacht: VerschwörungstheoretikerInnen werden vor allem von anderen VerschwörungstheoretikerInnen gelesen. Es bleibt alles in der Bubble, kann aber dort verstärken und Gräben gegenüber „den Anderen“ vergrößern.
  4. Die meisten AnhängerInnen für Verschwörungstheorien finden sich bei den politischen Extremisten, links wie rechts, allerdings noch mehr bei den Rechten – typischerweise bei Männern, mit geringer Schulbildung, niedrigem Einkommen oder Arbeitslosen und die schlecht vernetzt sind.
  5. Was gegen Verschwörungstheorien gefeit macht: a) die eigenen Gefühle gut im Griff zu haben, b) allzu simple Lösungen für komplexe Sachverhalte in Frage zu stellen und c) unseriöse Beiträge in den Social Media sofort erkennen zu können.

Understanding Conspiracy Theories, Douglas/Uscinski/Sutton/Cichoka/Nefes/Ang/Deravi, in: „Advances in Political Psychology“, vol. 40, nr. S1, Feb.2019

 

 

 

Aus der Praxis:

 

Können Verschwörungstheorien auch etwas Gutes tun? Grundsätzlich ja, denn sie könnten bei tatsächlicher Intransparenz zur Offenlegung motivieren. Im allgemeinen richten aber, so die ForscherInnen, Verschwörungstheorien mehr Schaden als Nutzen an und sollten daher immer raschest hinterfragt und aufgelöst werden.

Wenn also meine KlientInnen bei Diskussionen oder Streitgesprächen auf Podien oder im Fernsehen damit rechnen müssen, mit Verschwörungstheorien konfrontiert zu werden, empfehle ich immer: Fragen Sie als erstes nach Fakten und Beispielen. Die Präzision, Verständlichkeit und Logik der Antworten macht es dann leichter, Verschwörungstheorien als Phantasien zu entlarven oder der zuhörenden Öffentlichkeit tatsächlich Einblick in einen bislang nicht-öffentlichen Sachverhalt zu geben. Auch lohnt es sich, nach persönlichen Erlebnissen der jeweiligen Person zu fragen – kennt er/sie etwa nur vom Hörensagen, oder stecken da eigene Erfahrungen dahinter? Letztlich ist es aber Respekt, der trotz einer klaren Zurückweisung der Verschwörungstheorie, in Körpersprache, Ton und Wortwahl zum Ausdruck kommen soll. Denn bei allen Leuten mit kleinem Ego – und damit auch bei VerschwörungstheoretikerInnen – verstärkt Verachtung hier nur umso mehr deren Gefühl, hilflos gegenüber den Mächtigen zu sein. Und das macht sie weiter wütend.

 

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