
Politik-Diskussionen im Büro können stressen
Organisationen müssen Gemeinsamkeiten unterstreichen oder Platz schaffen
In zwei Fällen führen politische Diskussionen im Büro zu Stress, geringerer Produktivität und weniger Zufriedenheit mit Arbeit und Arbeitsplatz: a) wenn jemand sowieso schon wenig Gemeinsamkeiten mit seinen/ihren KollegInnen sieht und b) wenn jemand inhaltlich anderer Meinung ist. Und zwar beides unabhängig davon, ob man sich aktiv an einem solchen politischen Diskurs beteiligt oder auch nur notgedrungen mitgehört. Umgekehrt gibt es Indizien, dass das Mitmachen oder Mithören von politischen Inhalten, die einem gefallen, zu einem stärkeren Zugehörigkeitsgefühl verhilft. Das jedenfalls sind die Erkenntnisse einer neuen US-amerikanischen Studie.
Die ForscherInnen empfehlen daher Organisationen und deren Führungskräften, gerade rund um Wahlen oder größeren politischen Ereignissen – Anlässen, die die Wahrscheinlichkeit zu politischen Diskussionen am Arbeitsplatz erhöhen – explizit die Gemeinsamkeiten unter der Belegschaft herauszustreichen und zu betonen, wieviel Gutes jeden einzelnen miteinander verbindet.
Rosen/Koopman/Gabriel/Lee/Ezerins/Roth, “Hidden Consequences of Political Discourse at Work: How and Why Ambient Political Conversations ImpactvEmployee Outcomes”, in: “Journal of Applied Psychology”, 2024, Vol. 109, Nr. 6, 795-810.
Aus der Praxis:
Politische Diskussionen können Partner, Familien und den Freundeskreis entzweien. Corona oder die Israel-Palästina-Frage haben das zuletzt bewiesen. Vor allem deswegen waren Politik-Themen im Rahmen des Small Talks ein absolutes No-go: zu groß die Gefahr, potentielle Geschäftspartner wie bestehende Kontakte zu verprellen und dadurch erfolgreiche Abschlüsse oder Verhandlungen zu unterminieren.
Meiner Meinung nach gehören politische Diskussionen am Arbeitsplatz allein deshalb nicht dorthin, weil nur differenzierte Argumentation und gegenseitiger Respekt verhindert, dass man sich in die Haare gerät. Beides erfordert aber Zeit – und die sollte man in der Arbeit doch viel mehr der eigentlichen Tätigkeit, für die man bezahlt wird, widmen. Insofern, liebe Organisationen: schafft Platz für politische Diskussionen, wenn es absolut nötig ist und/oder in Ihrem Interesse ist, Oder verbannt sie aus guten Gründen in die Freizeit.