Urlaubseffekt bis zu 43 Tage
Psychologische Entkoppelung von der Firma stärkster Erholungsfaktor
Der Urlaubseffekt tritt nicht nur während des Urlaubs ein, sondern bereits davor (Stichwort Vorfreude) und vor allem danach: So ist bei MitarbeiterInnen ein Mehr an Energie und Motivation am Arbeitsplatz bis zu 43 Tage nach der Rückkehr aus dem Urlaub messbar. Stärkste Erholungsfaktoren sind dabei eindeutig a) die psychologische bzw. emotionale Entkoppelung von der Firma zB durch Nicht-Erreichbarkeit oder Nicht-an-die-Arbeit-Denken und mit gewissem Abstand b) die körperliche Betätigung, also Sport, Spazierengehen etc. Ob der Urlaub daheim oder in weiter Ferne zu mehr Wohlbefinden führt, bleibt hingegen unklar, sagt zumindest eine aktuelle Meta-Analyse auf Basis von 32 untersuchten internationalen Studien.
Insgesamt liest sich das von US-amerikanischen WissenschaftlerInnen publizierte Papier wie ein Appell. Ein Appell an die eigenen Instanzen, Behörden wie Betriebe, das derzeitige System der max. 19 gesetzlich vorgeschriebenen Jahresurlaubstage gravierend in Richtung Ausbau der Erholungsphasen für MitarbeiterInnen zu überdenken.
Grant/Buchanan/Shockley, “I Need a Vacation: A Meta-Analysis of Vacation an Employee Well-Being”, in: Journal of Applied Psychology,2025, Vol. 110., Nr. 7, 887-905.
Aus der Praxis:
Unbestritten haben wir in Mitteleuropa ein viel besseres Verständnis für die Sinnhaftigkeit, Notwendigkeit und die Rundum-Vorteile von Urlaub für MitarbeiterInnen. Ich möchte mich dennoch mit einem Appell anschließen, einem Appell an Führungskräfte und vor allem an Selbständige.
Zugegeben: in derartigen Funktionen sich tage- geschweige denn wochenlang völlig auszuklinken, ist eine große Herausforderung – grundsätzlich und gerade in schwierigen Zeiten. Dennoch empfehle ich, es zumindest tageweise auszuprobieren, wenn Ihr Unternehmen nicht gerade die schlimmste Zeit seiner Geschichte durchläuft.
Kein/e KundIn, kein/e GeschäftspartnerIn und letztlich auch kein/e MitarbeiterIn haben gern mit ausgelaugten und daher dünnhäutigen wie fehleranfälligen ManagerInnen oder BeraterInnen zu tun.